Produktpolitik

Produktpolitik
Prodụktpolitik,
 
Kernbereich des Marketing-Mix, bei dem es unter Abwägung markt- und innerbetriebliche Aspekte zum einen um die langfristig optimale Ausgestaltung beziehungsweise Kombination (»Produkt-Mix«) von Produkteigenschaften und produktbegleitenden Serviceeigenschaften und zum anderen um die Marktpräsenz von Produkten geht im Unterschied zur Programmpolitik (Produktionsprogramm). Zur Produktgestaltung zählen einerseits die Festlegung der Funktions- und Gebrauchseigenschaften einschließlich Stoffqualität, Lebensdauer, Wirtschaftlichkeit, Wiederverwertbarkeit (Grundnutzen), andererseits auch Kundendienst, Gestaltung von Verpackung, Produktdesign, Profilierung des Markenimages (Zusatznutzen).
 
Hinsichtlich der Marktpräsenz sind Entscheidungen über Einführung neuer Produkte, Produktdifferenzierung beziehungsweise -vereinheitlichung, Produktvariation sowie über Produktelimination zu treffen. Wichtige Hilfsmittel bei der Entscheidung über Entwicklung (Produktentwicklung, Produktinnovation) und Einführung neuer Produkte, aber z. B. auch bei Sortimentsbereinigungen sind Produktbewertungen und -tests. Produktbewertung ist die systematische Überprüfung der Erfolgsaussichten eines Produktes im Hinblick auf alle internen und externen Erfolgsdeterminanten (v. a. Kosten, Kapitalbedarf, Absatz, Umsatz und Gewinne sowie Imagewirkungen). Produkttests sind experimentelle oder nichtexperimentelle Marktforschungsmethoden zur Überprüfung einzelner Qualitätsmerkmale (Partialtest) beziehungsweise ganzer Produktkonzeptionen (Volltest). Im Gegensatz zu Warentests sind Produkttests auf die subjektive Qualitäts- und Nutzenanmutung bei potenziellen Verwendern ausgerichtet. Dabei soll eine Stichprobe von ihnen nach Vorlage von Mustern (Studiotest) oder zeitweiliger Überlassung des Produktes im Haushalt (Home-Use-Test) Urteile über das Testprodukt (Einzeltest) oder vergleichende Urteile über mehrere Produkte (Vergleichstest) abgeben. Soll die Wirkung bekannter Markierungen u. Ä. ausgeschaltet werden, arbeitet man mit neutralisierter Produktaufmachung (Blindtests). Produkttests stellen eine Vorstufe zum Markttest dar, bei dem nicht nur die Produktqualität selbst, sondern die gesamte Marketingkonzeption unter realistischen Marktbedingungen auf einem begrenzten Testmarkt überprüft werden.
 
Im Rahmen der Produktpolitik umfasst die Produktdifferenzierung alle Veränderungen eines bereits am Markt eingeführten Produktes in zusätzlich angebotene Produktvarianten, durch die das Sortiment des Unternehmens ausgeweitet wird. Sie dient v. a. der zielgruppenspezifischen Anpassung der Produktgestaltung im Sinne der Marktsegmentierung sowie der Abdeckung neuer Preis- und Qualitätsklassen. Andererseits steigen mit zunehmender Produktdifferenzierung die Produktions- und Vertriebskosten oft überproportional an, wenn es dem Unternehmen (z. B. durch entsprechende Baukastenfertigungssysteme) nicht gelingt, flexible Produktions- und Vertriebsstrukturen zu schaffen. Nicht selten führen Produktdifferenzierungen zur Ausuferung von Sortimenten und damit einhergehend erhöhten Lagerkosten, was Maßnahmen zur Produktvereinheitlichung erforderlich machen kann. Die betriebswirtschaftliche Problematik besteht deshalb in einem sinnvollen Kompromiss zwischen der aus Marketingsicht wünschenswerten Individualisierung von Produkten und einer kostenwirtschaftlichen Leistungserstellung und -verwertung. Im Unterschied zur Produktdifferenzierung werden bei der Produktvariation eine oder mehrere Eigenschaften eines Produktes z. B. aufgrund von Nachfrageverschiebungen, ähnliche Entwicklungen im Konkurrenzbereich, Normen, Standards oder Rechtsvorschriften verändert. Die Anzahl der von einem Unternehmen angebotenen Produkte bleibt unverändert; alte Modelle eines Produktes werden durch neue abgelöst. Die Produktvariation steht in Zusammenhang mit Maßnahmen der geplanten Obsoleszenz und der Herausnahme von Produkten aus dem Sortiment (Produktelimination).
 
Alle Aspekte der Produktpolitik sollten marktbezogen entschieden, d. h. aus der Sicht potenzieller Kunden analysiert werden, was v. a. bei neuen Produkten intensive Marktforschung voraussetzt. Ferner überantworten viele Unternehmen die Produktpolitik Produktmanagern (Produktmanagement). Strategisch entscheidend für den Erfolg der Produktpolitik ist entweder ein dauerhafter komparativer Konkurrenzvorteil, d. h. ein Leistungsvorsprung im Sinne der Präferenzpolitik (Präferenz), oder ein auf Standardisierung und Mengenproduktion sowie strengem Kostenmanagement beruhender Kostenvorsprung, der preispolitisch genutzt werden kann. In beiden Fällen muss die Produktpolitik mit den anderen Instrumenten des Marketing-Mix (v. a. Werbung und Vertrieb) sorgfältig abgestimmt werden.
 
 
K. Hüttel: P. (21992);
 K. Brockhoff: P. (31993);
 U. Koppelmann: Produktmarketing (51997).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Produktpolitik — Die Produkt oder Programmpolitik hat in Verbindung mit den anderen Elementen des Marketing Mix das Ziel, die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden mit den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens zu prägen, zumindest jedoch zu befriedigen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Produktpolitik — Gesamtheit der sich auf das Produkt im Rahmen des Marketing erstreckenden Maßnahmen (Produktplanung, Produktgestaltung, Programmgestaltung, Produktinnovation, Produktpflege etc.). Vgl. auch ⇡ marketingpolitische Instrumente. Literatursuche zu … …   Lexikon der Economics

  • Integrierte Produktpolitik — Die Integrierte Produktpolitk (IPP) hat das Ziel, die Umweltauswirkungen eines Produktes in sämtlichen Lebensphasen des Produktes von der Entwicklung über die Gewinnung der Rohstoffe bis zur Entsorgung zu erfassen und zu minimieren. Damit soll… …   Deutsch Wikipedia

  • Assessor (Produktpolitik) — Das Assessor Modell ist ein Simulationsmodell welches dabei hilft den zukünftigen Marktanteil eines neuen Produktes zu prognostizieren. Der Schwerpunkt des Modells liegt dabei auf der Modellierung von Wiederholungskäufen. Dementsprechend bezieht… …   Deutsch Wikipedia

  • internationale Produktpolitik — 1. Begriff: Planung und Gestaltung des internationalen Absatzprogrammes sowie einschlägiger Zusatzleistungen im Rahmen des internationalen Marketing Mix (⇡ marketingpolitische Instrumente, ⇡ internationales Marketing). 2. Besonderheiten: a)… …   Lexikon der Economics

  • integrierte Produktpolitik — Verbesserungen von Produkten durch Berücksichtigung der Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus (vernetztes, ganzheitliches Denken: F & E, Ressourcen, Fertigung, Transport, Nutzung, Verwertung bis zur Entsorgung) …   Lexikon der Economics

  • Lebenszyklus-Management — Der Produktlebenszyklus ist ein Konzept der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt den Prozess zwischen der Markteinführung bzw. Fertigstellung eines marktfähigen Gutes und seiner Herausnahme aus dem Markt. Dabei wird die „Lebensdauer“ eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Lebenszyklusmanagement — Der Produktlebenszyklus ist ein Konzept der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt den Prozess zwischen der Markteinführung bzw. Fertigstellung eines marktfähigen Gutes und seiner Herausnahme aus dem Markt. Dabei wird die „Lebensdauer“ eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Life-Cycle-Management — Der Produktlebenszyklus ist ein Konzept der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt den Prozess zwischen der Markteinführung bzw. Fertigstellung eines marktfähigen Gutes und seiner Herausnahme aus dem Markt. Dabei wird die „Lebensdauer“ eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Life Cycle Management — Der Produktlebenszyklus ist ein Konzept der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt den Prozess zwischen der Markteinführung bzw. Fertigstellung eines marktfähigen Gutes und seiner Herausnahme aus dem Markt. Dabei wird die „Lebensdauer“ eines… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”